Wasserpfade – Streifzüge an heimischen Ufern
In der Gesprächsreihe „ExLibris“ stellt Prof. Dr. Torsten Schäfer seine jüngste Publikation „Wasserpfade. Streifzüge an heimischen Ufern.“ vor
Ein Beitrag von Valerie Neumaier
Montag, 22. Februar 2021
ikum
„Oft, wenn ich ans Wasser komme, zu Fuß oder in Gedanken, lande ich im Wald; beides ist für mich nicht voneinander zu trennen.“
In der Gesprächsreihe „ExLibris“ stellt Prof. Dr. Torsten Schäfer seine jüngste Publikation „Wasserpfade. Streifzüge an heimischen Ufern.“ vor. Er nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise in die Welt der Gewässer und spürt den Veränderungen nach, die der Klimawandel und insbesondere die Hitzesommer der letzten Jahre mit sich gebracht haben.
Ziel des Projektes: ein Buch über Klimaforschung und Artensterben zu schreiben, das zugleich persönlich, subjektiv und poetisch ist. Dabei nimmt der Autor seine Leser mit auf eine Entdeckungsreise durch das „Dreiflussland“ zwischen Rhein, Main und Neckar. Stilistisch verfolgt er den Ansatz des „Nature Writing“, dessen Ansatz auf Recherche, Reflexion und Emotion über die uns umgebende Natur basiert. Schäfer führt seine Leser vom Rhein zum Felsenmeer, vom Geopark zum Darmstädter Stadtwald, beschreibt Wälder mit moosüberwachsenen Felsen, Steinhänge, Kiefern im Herbstnebel – zentrales Sinnbild des Buches ist jedoch die Modau:
„Kleingewässer werden im Klimadiskurs gern vergessen, dabei machen sie die Masse der Gewässer aus“, erläutert Schäfer, der die Modau vielfach abgewandert ist und Flüsse durch ihre Verbindung zum Meer als die „perfekte Reiseroute“ beschreibt.
Wasser, Wald und Umweltsünden
In den siebziger Jahren machte die Region durch den Vorfall „Blutroter Rhein“ Schlagzeilen – aus Anlagen des Schweizer Chemieunternehmens Sandoz liefen nach einem Großfeuer 20 Tonnen giftiger, rotgefärbter Löschschaum in den Fluss und ein enormes Fischsterben war die Folge.
Auch die Modau war durch Abwässer der lokalen Lackfabrik immer wieder rot, gelb oder grün verfärbt. Inwischen hat sich das Bewusstsein über die Gesundheit unserer Gewässer gewandelt und die Wasserqualität sich deutlich verbessert – nun allerdings setzt heute der Niederschlagsmangel der letzten Jahre der Region zu. Dies hat wiederum Einfluss auf das Erscheinungsbild der lokalen Gewässer, und mit ihnen als „Lebensadern“ auch auf den sie umgebenden Wald.
„Es wird ernst“
Dieser Niederschlagsmangel führt zu einer Bodenverdichtung durch Dürre – dadurch findet der Oberflächenabfluss sofort statt, was zu verstärkter Erosion an der Oberfläche und Wassermangel in der Tiefe führt. Hinzu kommt der Borkenkäfer, der die geschwächten Bäume angreift – ganze Waldstücke in der Region sind derzeit gesperrt, da durch die Dürre Astbruchgefahr besteht – so auch in Mühltal.
Ein Ansatz, mit dem diesem Problem begegnet wird, sind „Bäume der Zukunft“ – die Neubepflanzung mit Baumarten, die dem Klimawandel trotzen können.
Paradoxerweise scheint der Klimawandel allen Schlagzeilen zum Trotz unfassbar weit weg. Währenddessen steigt die Sehnsucht der Menschen nach Natur, da wir sie mit Ursprünglichkeit und Entschleunigung verbinden. Mit der Haltung „Natur als heiler Rückzugsort“ verlieren wir, so Schäfer, allerdings nur noch mehr:
„Natur ist nicht nur Kulisse, sondern wir sind ein Teil davon – und unser Umgang mit ihr hat drastische Folgen für unsere Kinder.“
Weiterführende Links:
Rezensionsnotiz zum Buch beim Kulturmagazin „Perlentaucher“
„Wasserpfade“ – Informationen & Leseprobe auf den Seiten der Schader Stiftung