Liebesbrief-Projekt geht zu Ende
Romantische Liebesbriefe wurden digitalisiert.
Ein Beitrag von ikum
Donnerstag, 30. Mai 2024
ikum
Das Liebesbriefarchiv hat den romantischen Zeilen das große wissenschaftliche Projekt „Gruß und Kuss“ gewidmet und gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern Liebesbriefe aus 300 Jahren erforscht. Im März 2024 ging das Verbundprojekt der Technischen Universität Darmstadt, der Universität Koblenz, der Hochschule Darmstadt sowie der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt zu Ende.
Vor weit über 100 Jahren wurde der Brief an die „Geliebte Selma“ geschrieben und die Schrift ist heute kaum noch zu entziffern. Die Wissenschaftler*innen haben die Briefe gesammelt und drei Jahre gemeinsam mit Bürgern und Bürgerinnen daran geforscht. Das als Citizen Science angelegte Projekt verfolgte das Ziel, Bürgerforscher*innen methodisch bei unterschiedlichen text- und sprachbasierten Forschungspraktiken zu begleiten. Neben Online-Workshops und digitalen Liebesbriefstunden wurden auch lokale Veranstaltungen angeboten, in denen die Bürgerforscher*innen gemeinsam Liebesbriefe lasen, transkribierten und annotierten.
Mögliche Themenbereiche, die innerhalb identifiziert werden konnten, sind:
- Liebe in Krisen und Konflikten über alle Altersgruppen hinweg
- Liebe auf Distanz in der Mitte des Lebens
- Der Reiz der heimlichen Liebe
Ein Teil des Projekts war es außerdem, die Briefe zu digitalisieren. Dabei hilft jetzt eine Software der Hochschule Darmstadt, welche mit den handgeschriebenen Liebesbriefen auch die Künstliche Intelligenz (KI) beim Verstehen von Alltagssprache trainiert.
Briefe verdeutlichen gesellschaftlichen Wandel
Für die Germanist*innen und Sprachwissenschaftler*innen des Projekts sind vor allem die Inhalte der Briefe interessant. Aus den Liebesbriefen lässt sich nämlich ein gesellschaftlicher Wandel herauslesen. So lasse sich etwa erkennen, dass sich die Frauen in den Briefen seit den 1960er- und 1970er-Jahren deutlich selbstbewusster äußern als in früheren Jahren. Die Briefe sind für die Wissenschaftler*innen die beste Chance, Alltagssprache aus verschiedenen Zeiten zu erforschen.
Das Projekt wurde nach 3 Jahren erfolgreich beendet und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Weitere Einblicke über das Projekt finden Sie unter: „Gruß und Kuss“ bei SWR aktuell.