Von Mythen, Fakten und medialen Umgangsweisen mit Klimathemen – ein Seminarbericht
Klima, Windkraft, Wärmedämmung – neue Ideen und Konzepte für den Journalismus
Ein Beitrag von Francine Heidt, Stella Lorenz und Clara Hechler
Mittwoch, 26. April 2017
ikum
“Klima, Windkraft, Wärmedämmung – neue Ideen und Konzepte für den Journalismus” hieß der Workshop, zu dem mehrere Partner im April nach Darmstadt eingeladen hatten. Was können Journalisten tun, wenn sich Fehlinformationen hartnäckig halten? Wie kann man Nachhaltigkeitsthemen attraktiv verpacken, wenn die Berichterstattung oft ereignisgetrieben ist? Diese und weitere Fragen standen auf der Agenda.
Donnerstag Morgen, 10.00 Uhr: Der Konferenzraum des Instituts für Wohnen und Umwelt (IWU) in Darmstadt füllt sich – die Agenda wird neugierig studiert, Kaffee ausgeschenkt und die ersten Kugelschreiber gezückt. Zehn Teilnehmer aus Journalismus und Kommunikation treffen sich, um sich zwei Tage über die Berichterstattung rund um Klima-, Nachhaltigkeits- und Energiethemen auszutauschen.
“Klima, Windkraft, Wärmedämmung – neue Ideen und Konzepte für den Journalismus” heißt der Workshop, zu dem dasumweltinstitut, die Hessen Agentur mit der Hessischen Energiespar-Aktion, das Unternehmen DAW und das Institut für Wohnen und Umwelt (IWU Darmstadt) Mitte April eingeladen haben.
Was können Journalisten tun, wenn sich trotz der Dringlichkeit der Klimathemen, immer wieder Fehlinformationen hartnäckig halten? Wie kann man Nachhaltigkeitsthemen attraktiv verpacken, wenn Berichterstattung rund um das Klima ereignisgetrieben ist und oftmals nur mit konkretem Anlass stattfindet? Diesen und anderen Fragen widmete sich das Seminar, dessen Konzeption in einem Kurs des „Masters Medienentwicklung“ entwickelt worden ist und nun als „Wissenstransfer“ in die Praxis gespielt wurde. Begleitet wurde die Konzeption von Teilstudien im Rahmen des Forschungsprojekts „Klimageschichten“ am Institut für Kommunikation und Medien der Hochschule Darmstadt.
Klima-Mythen und Windkraft-Meinungen
Die Referenten kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen, dementsprechend vielseitig ist der fachliche Input und regt zur Diskussion an:
- Monika Meyer, Leitug IWU
- Immanuel Stieß (ISOE, Institut für sozial-ökologische Forschung)
- Bernward Janzing (freier Energiejournalist)
- Jasmin Krenzer (Absolventin des Masterstudiengangs Medienentwicklung, hda, Hereaus)
- Werner Eicke-Hennig (langjähriger Leiter der Hessischen Energiespar-Aktion)
- Florian Voigt (Hessen Agentur)
- Karin Laberenz, Kommunikation DAW
- Jana Herling (Regierungspräsidium Darmstadt)
- Francine Heidt, Stella Lorenz und Clara Hechler (Masterstudiengang Medienentwicklung, hda)
- Dr. Torsten Schäfer
Der Workshop versteht sich als Forum, in dem Erfahrungen zu Klimathemen ausgetauscht, Recherchemöglichkeiten vorgestellt und Sachinformationen weitergegeben werden. Gerade zu Klimathemen gibt es viel zitierte Mythen, die obwohl sie im Grunde bereits widerlegt sind, immer wieder auftauchen, sei es durch Ressourcenmangel in der Recherche oder durch sich wiederholende Eingaben von außen. Aber auch hier gibt es praktikables und effizientes Handwerkszeug: Beiträgen die die Faktenlage zu Windkraft und Wärmedämmung beispielsweise offen legen, ohne zu ‘erschlagen’ erweisen sich als hilfreich, um die allgemein kursierenden Vorurteile einzuordnen.
Wie wichtig der Kontext ist
Exemplarisch wird im Rahmen des Seminars über den Verband von der windkraftanlagen-gegnerischen Bürgerinitiative “Vernunftkraft” gesprochen und wie man als Journalist mit solchen Gruppierungen umgehen kann. Man ist sich schnell einig: Sachliche Darstellung aller Positionen und die deutliche Kennzeichnung von Gerüchten, Mythen und Meinungen sind hier der Schlüssel. Im Verlauf des Workshops wird den Teilnehmern anschaulich dargelegt, wie man generell Klimathemen bearbeiten und nachhaltig vermitteln kann.
Im Zuge einer ereignisgetriebenen Berichterstattung fallen Kontextualisierungen in größere Zusammenhänge und Informationen zu klimafreundlichen Maßnahmen oftmals hinten herunter. In einer fruchtbaren Diskussion um die Klimathematik im gesellschaftlichen und journalistischen Kontext kristallisiert sich ein Meinungskonsens heraus, dass das Meta-Thema ‘Klima’, das uns alle betrifft, im Regionaljournalismus oft hinkt. Ist es vielleicht einfach zu wenig greifbar? Storytelling als Herangehensweise sowie neue Erzählformen stellen hier mögliche Anknüpfungspunkte für Journalisten dar.