10-jähriges Jubiläum „Grüner Journalismus“
Das journalistische Forum für Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen besteht seit 2013
Ein Beitrag von ikum
Mittwoch, 30. August 2023
ikum
Im Jahr 2013 wurde das Projekt von Prof. Dr. Peter Seeger gegründet. Er hat als Pionier bereits früh Nachhaltigkeit in der Lehre an der Hochschule Darmstadt thematisiert.
Bei „Grüner Journalismus“ handelt es sich um ein Portal für Journalismus und Nachhaltigkeit. Es erfüllt schwerpunktmäßig drei Aufgaben: Die Plattform dient als Forum für umwelt- und klimajournalistische Beiträge von Nachwuchsjournalisten. Diese stammen aus dem Studiengang Onlinejournalismus der h_da, aber auch von anderen Hochschulen bundesweit. Darüber hinaus werden Gastbeiträge und Interviews mit Journalisten, Forschern und Lehrenden veröffentlicht. Ein weiterer Schwerpunkt des Portals „Grüner Journalismus“ stellt das Angebot an Recherchehilfen und Adressen dar.
Anlässlich des Jubiläums beantwortet Leiter Prof. Dr. Torsten Schäfer einige Fragen.
Was lief gut in den vergangenen Jahren? An was möchten Sie künftig weiterarbeiten?
Besonders gut funktioniert die Vernetzung mit der Lehre. Die Plattform dient nämlich vor allem als Ausbildungsplattform. Aktuell wird „Grüner Journalismus“ dabei vorwiegend von h_da-Studierenden des BA Onlinejournalismus und des Masterstudiengangs Media, Technology and Society genutzt, jedoch auch von Studierenden der bundesweiten Kooperationspartner. Ermöglicht hat all das die Stiftung „Forum für Verantwortung“. Sie hat seit 2013 immer wieder einzelne unserer Projekte finanziell unterstützt. Mittlerweile kann die Plattform durch die Verknüpfung mit der Lehre unabhängig von Förderungen arbeiten und bestehen. Weiterarbeiten möchten wir an der Optik und Technik der Website sowie dem Social Media-Auftritt. Dazu werden weitere Ressourcen benötigt und in diesem Jahr entsprechende Mittel beantragt.
Was war Ihr größter Meilenstein?
Der Anfang – und nun zehn Jahre, der ganze Bogen. Und, dass wir auch lange Phasen ohne Mittel und mit wenig Personal überbrücken konnten, um uns nun unabhängig von Förderungen zu organisieren. Das geht, weil unser Netzwerk so stark gewachsen ist und wir viele Dinge mit Partnern machen. Alles läuft, neben dem Hauptpfeiler der Lehre, vor allem aufgrund unserer intrinsischen Motivation. Wir haben unser Profil über die Jahre geschärft und kennen unsere Stärken und Schwächen. Somit können wir dauerhaft im Regelbetrieb bestehen und neue Formate wie „Die Grüne Minute“ einführen.
Ein weiterer Meilenstein war unsere Publikation „Grüne Worte – Was MedienmacherInnen über Nachhaltigkeit denken“. Dieser Band enthält Texte und Gespräche aus fünf Jahren „Grüner Journalismus“ und wurde im Jahr 2020 publiziert. Außerdem erhielt ich im Jahr 2019 den Forschungspreis der Hochschule Darmstadt in der Kategorie öffentliche Wirkung dezidiert aufgrund dieses Projekts.
Welches Thema oder welcher Artikel ist Ihnen im Gedächtnis geblieben?
Die langen Recherchedossiers der Anfangszeit sind mir besonders stark im Gedächtnis geblieben. Darunter beispielsweise das „Klima Dossier“ von Bernhard Pötter (damals taz), Peter Seegers und Lena Kaspers „Dossier zur Mobilität“.
In Erinnerung bleiben ebenso die tollen Lehrredaktionen der Studierenden der letzten Semester. Beispielsweise „Wandelmut- narrative der Zukunft“, „Journalismus in der Natur“, „Terabyte“ zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit und viele mehr. Auch die „Lehrredaktion zum Thema Europa“ war sehr interessant. Nachhaltigkeit beinhaltet für uns ebenso soziale Aspekte wie Gerechtigkeit und Frieden.
Wie viele Artikel wurden während der letzten zehn Jahre veröffentlicht?
Mittlerweile haben wir auf „Grüner Journalismus“ über 600 Beiträge-, darunter Blog und Fachartikel veröffentlicht.
Welche Auswirkungen hatte „Grüner Journalismus“?
Das Projekt hat sich vor allem auf die Lehre an der h_da ausgewirkt. Ein Highlight ist für uns, dass sich „Nachhaltigkeit und Umwelt“ als Lehrschwerpunkt im Studiengang Onlinejournalismus etabliert hat und zertifiziert werden kann. Wir testen mit „Grüner Journalismus“ auch immer wieder neue Formate und die Studierenden können sich wirklich ausprobieren. Wir schreiben aber auch selbst, zum Beispiel in der neuen Kolumne „Kleinflussliebe“.
Über die vergangenen zehn Jahre haben wir zudem einige Projektpartner gewonnen, mit denen wir immer wieder zusammenarbeiten. So konnten wir unser Netzwerk stärken. Als Redaktionsteam, vor allem Vanessa Kokoschka und ich, gehen wir auf Fachkonferenzen und halten Vorträge zu Klima, Medien und Nachhaltigkeit. Weil wir das schon lange machen, haben wir sicher hier und da auch Inspirationen für etwas gegeben.
Was war Ihr schönster Erfolgsmoment?
Als das Portal online gegangen ist, war das ein großer Moment für mich. Aber auch während des Lehrbetriebs ist es jedes Mal ein Erfolgserlebnis zu sehen, wie Studierende ihre Inhalte gestalten und veröffentlichen. Im Alltagsbetrieb gehört der Austausch auf Exkursionen für mich zu den schönsten Momenten. Ein weiterer Erfolgsmoment war, als „Grüner Journalismus“ es 2021 erstmals auf die Shortlist des Klimakommunikationspreises der „K3 Konferenz“ geschafft hat. Dieses Jahr war das Projekt bereits zum zweiten Mal unter den besten 22 Einreichungen von über 140 Teilnehmern. Darauf sind wir stolz. Höhepunkte sind außerdem die persönlichen Treffen des Redaktionsteams, Exkursionen mit Studierenden sowie alle weiteren Zusammenkünfte mit Mitwirkenden.
Welche Visionen haben Sie für die Zukunft?
Wir wollen so weitermachen, wie wir bisher als Medium aufgestellt sind. Als Lehrmedium möchten wir auch zukünftig präsent sein und neue Formate entwickeln. Dabei werden wir weiterhin experimentell arbeiten und neue Textformen in der Lehre üben. Und wir hoffen, in Zukunft weitere spannende Exkursionen durchführen zu können.
Was möchten Sie jungen, aufstrebenden Journalisten mit auf den Weg geben?
Ich wünsche mir, dass die Studierenden gleichsam kritisch, wie hoffnungsvoll bleiben. Sie sollen Nachhaltigkeit als Sphäre medialer und gesellschaftlicher Werte begreifen und unabhängig sowie engagiert Themen in dieser Wertesphäre setzen. Sie sollen recherchieren und dabei auch den systemischen Fragen mit Mut nachgehen: wie wir anders und erdgerecht wirtschaften, wie wir eine Haltung entwickeln, in der Mensch und Natur kein Gegensatzpaar sind und wie wir eine konstruktive Technikkritik – zum Beispiel bezüglich sogenannter KI – aufbauen, die dem Fetisch, um dem wir da alle gerade tanzen, Grenzen setzt. Das ist nötig, um Grundlagen des Menschseins und der menschengemachten Arbeit zu erhalten. Nicht zuletzt geht es auch um Autorenschaft: Originalität und Kreativität. Sensitivität für und in der realen Welt. Lebenspraxis mit allen Sinnen. Erdung und Echtheit. Schrift und Lektüre als Jahrtausende alte Kulturpraxis.