Privatbriefe als marginalisiertes Kulturgut im Spannungsfeld der FAIR-, CARE- und Open-Prinzipien
Debby Trzeciak
Projektleitung: Prof. Dr. Stefan Schmunk (h_da), Prof. Dr. Andrea Rapp (TU Darmstadt)
Beteiligte Institutionen: Hochschule Darmstadt, TU Darmstadt
Dauer: 04/2024 bis 04/2027
ikum
Digitale Forschungsprozesse erfordern eine umfassende und verlässliche Datengrundlage. Um diese zu schaffen und eine Nachnutzung der Daten zu ermöglichen, braucht es einen verantwortungsvollen Umgang mit Forschungsdaten und die Einhaltung von Standards. Dies trifft in besonderem Maße auf Kulturgut jenseits des etablierten Kanons zu, wobei der ‚kulturelle Kanon’ oder das ‚kulturelle Erbe’ als ein dynamisches und gesellschaftlich ausgehandeltes Phänomen zu verstehen ist, das gängige gesellschaftliche Machtverhältnisse spiegelt. Nicht nur für die Forschung zu kulturellem Erbe ist der Erhalt und der Zugang zu (digitalisiertem) Kulturgut unerlässlich, in vielen Bereichen der Geistes- und Kulturwissenschaften sind sie relevant. Ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes unserer Gesellschaft sind private Briefe und schriftliche mediale Formen der Kommunikation – auch nicht-bekannter Personen –, die allerdings in der wissenschaftlichen Forschung marginalisiert sind, da ihnen als Alltagsmedium kein wissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Mehrwert zugesprochen wird. Sie bieten jedoch einen wichtigen Einblick in die linguistischen, historischen und sozialen Gegebenheiten ihrer Zeit, und sind somit für verschiedene Forschungsdisziplinen relevant. Die digitale Erschließung und der Erhalt von Kulturgut stellen enorme wissenschaftliche, rechtliche, informationstechnologische sowie auch ethische Herausforderungen dar.
Die Dissertation fokussiert daher Fragestellungen, wie eine nachhaltige und dauerhafte Erschließung auch und vor allem von marginalisiertem Kulturgut nach internationalen Standards ermöglicht werden kann und analysiert darüber hinaus, wie eine maschinenlesbare und interoperable Digitalisierung und IT-gestützte Analyse des Kulturguts in dessen Entstehungskontext ermöglicht werden kann. Die Dissertation untersucht, was die Adressierung von FAIR, CARE und Open im Kontext von marginalisierten Privatbriefen bedeutet und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um diese Prinzipien erfolgreich umzusetzen. Auf diese Weise soll das Spannungsfeld zwischen den Prinzipien austariert und festgestellt werden, wie die vielfältigen Standards, die zur Digitalisierung und Erschließung von Forschungsdaten existieren, miteinander gleichberechtigt vereint werden können. Dazu wird an einem ausgewählten Korpus die Umsetzung der Prinzipien untersucht und an kritischen Stellen werden technologische Lösungen erarbeitet.